Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA)
für Einsatzkräfte von Rettungs- und Krankentransportdiensten




1. Allgemeine Informationen

2. Spezielle Informationen für Rettungs- und Krankentransportdienste

3. Hygieneplan MRSA






1. Allgemeine Informationen

Staphylococcus aureus ist sowohl innerhalb als auch außerhalb des Krankenhauses ein sehr häufiger Erreger von bakteriellen Infektionen. Der natürliche Standort von Staphylococcus aureus ist die Haut und die Schleimhaut von Mensch und Tier. Etwa 30 bis 40 % aller Menschen sind ständig oder vorübergehend mit Staphylococcus aureus besiedelt, vorwiegend im Nasen- und Rachenraum. Der Anteil besiedelter Mitarbeiter in medizinischen Einrichtungen wird auf ca. 70 % geschätzt. Diese Besiedlung hat keinen Krankheitswert. Medizinisches Personal erkrankt nicht häufiger an Staphylococcus aureus als andere Menschen.

In der Regel geht eine Staphylococcus aureus-Infektion von der eigenen besiedelten Haut oder Schleimhaut des Betroffenen aus. Insbesondere in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen werden jedoch 10 bis 20 % der Staphylococcus aureus-Infektionen von außen übertragen, vorwiegend über kontaminierte Hände des pflegerischen oder ärztlichen Personals.

Staphylococcus aureus-Infektionen sind in der Regel gut behandelbar, für die antibakterielle Therapie stehen eine ganze Reihe wirksamer Antibiotika zur Verfügung. Seit ca. 1970 haben einige Staphylokokkenstämme Resistenzen gegen Antibiotika entwickelt, die üblicherweise bei Staphylokokkeninfektionen eingesetzt werden, und zwar gegen penicillinasefeste Penicilline wie Oxacillin bzw. Methicillin. Diese Stämme werden Oxacillin- bzw. Methicillin-resistente Staphylococcus aureus genannt (ORSA/MRSA).

Die krankmachenden Eigenschaften von MRSA unterscheiden sich nicht von denen der Antibiotika-empfindlichen Staphylokokken. Wenn klinische Infektionen mit MRSA auftreten, können diese jedoch nicht mit Betalactam-Antibiotika (Penicilline, incl. Staphylokokken-Penicilline, Cephalosporine und Carbapeneme) behandelt werden. Zudem sind viele MRSA-Stämme mehrfach resistent gegen nahezu alle auf Staphylokokken wirksame Antibiotika. So müssen sie mit Antibiotika behandelt werden, die 1) nur i. v. verabreicht werden können, 2) mehr Nebenwirkungen haben und 3) sehr teuer sind. U. a. stehen Vancomycin und Teicoplanin für die Therapie von MRSA-Infektionen zur Verfügung.

Wie schon dargelegt, unterscheiden sich MRSA in ihren krankmachenden Eigenschaften nicht von anderen Staphylococcus aureus-Stämmen. Einige MRSA-Stämme haben jedoch die Eigenschaft, sich unter den besonderen Gegebenheiten des Krankenhauses schnell auszubreiten. Dadurch kann es zu Ausbrüchen von MRSA-Infektionen in diesen oder auch anderen medizinischen Einrichtungen kommen. Auch eine Besiedlung von Haut und Schleimhäuten mit MRSA ist möglich, ohne daß es dadurch beim Personal häufiger zu Infektionen als mit Antibiotikaempfindlichen Staphylokokken kommt. Die Anzahl MRSA-infizierter bzw. -besiedelter Patienten in Krankenhäusern ist regional unterschiedlich. Um die Zahl gering zu halten, werden in Krankenhäusern strenge Isolierungs- und Behandlungsmaßnahmen durchgeführt. Patienten, bei denen keine Hinweise auf eine systemische Infektion mit MRSA vorliegen und die nicht aus anderen Gründen im Krankenhaus behandelt werden müssen, sollen und können baldmöglichst aus dem Krankenhaus entlassen werden und im häuslichen, ambulanten oder in anderen institutionalisierten Lebensbereichen weiter betreut werden. Häufig sind diese Patienten mit MRSA in unterschiedlichen Körperregionen

(Nase, Rachen, Perianalbereich, Hautläsionen) besiedelt oder lokal begrenzt infiziert. Dies betrifft insbesondere Patienten, die häufig und lange Antibiotika erhalten haben.

2. Spezielle Informationen für Rettungs- und Krankentransportdienste

Von Personen, die mit MRSA infiziert bzw. besiedelt sind, geht keine Gefahr für die Allgemeinbevölkerung aus. Für gesunde Kontaktpersonen besteht kein Risiko, da sich diese Erreger außerhalb des Krankenhauses nicht ausbreiten (Ausnahme: Kontaktpersonen mit ekzematöser Haut oder offenen Wunden).

Die Einsatzkräfte von Rettungs- und Krankentransportdiensten sind beim Transport von MRSA-besiedelten/infizierten Patienten nicht stärker infektionsgefährdet als beim Transport anderer Patienten, wenn die Grundregeln der Hygiene eingehalten werden. Diese betreffen: Es hat sich bewährt, die empfohlenen hygienischen Maßnahmen in einem eigenen "Hygieneplan MRSA" zusammenzufassen. Die dort aufgeführten Basismaßnahmen sollen von allen eingehalten werden, im Einzelfall müssen sie vor Ort der Situation angepasst werden.

Die Effektivität aller im Zusammenhang mit MRSA zu treffenden Maßnahmen ist ganz entscheidend davon abhängig, dass Wissen und Information über die Problematik MRSA vorhanden ist und dass von allen die hygienische Disziplin im Umgang mit MRSA-positiven Patienten an erste Stelle gestellt wird.

3. Hygieneplan MRSA für Rettungs- und Krankentransportdienste

3.1 Allgemeine Maßnahmen

3.1.1 Alle Einsatzkräfte müssen über MRSA informiert sein.

3.1.2 Nur eingewiesenes, informiertes Einsatzpersonal soll MRSA-positive Patienten transportieren und betreuen.

3.2. Information über MRSA-Trägerschaft

3.2.1 Das Einsatzpersonal ist rechtzeitig vorab von den behandelnden Ärztinnen/Ärzten bzw. vom Krankenhaus über die MRSA-Besiedlung/Infektion des Patienten zu informieren.

3.3 Patientenvorbereitung und Transport

3.3.1 Der Patient sollte für den Transport vorbereitet sein: 3.3.2 Der Transport sollte möglichst als Einzeltransport mit frischer Bettwäsche oder Abdeckung durchgeführt werden.

3.4 Allgemeine Hygienemaßnahmen

3.4.1 Bei allen Versorgungsmaßnahmen mit direktem Patientenkontakt, wie z. B. beim aktiven Umlagern, werden vom Einsatzpersonal Einmalhandschuhe und Schutzkittel getragen.

3.4.2 Bei intubierten/tracheotomierten oder maschinell beatmeten Patienten mit MRSA legt das Einsatzpersonal beim endotrachealen Absaugen einen Mund-Nasenschutz an. Sofern ein Verbandswechsel durchgeführt werden muß, ist personalseitig ebenfalls ein Mund-Nasenschutz zu tragen.

3.4.3 Einmalhandschuhe, Schutzkittel und Mund-Nasenschutz sind nach dem Gebrauch sachgerecht zu entsorgen. Nach dem Ablegen ist sofort eine hygienische Händedesinfektion durchzuführen. Waschbare Schutzkittel können nach dem Gebrauch maschinell bei Temperaturen über 60°C aufbereitet werden.

3.4.4 Hat das Einsatzpersonal keinen direkten Patientenkontakt, ist das Tragen von Einmalhandschuhen, Schutzkitteln und Mund-Nasenschutz nicht erforderlich.

3.5 Desinfektion, Materialentsorgung

3.5.1 Nach Abschluß des Patiententransportes sind alle Materialien, Geräte, Instrumente und Flächen, welche direkten Kontakt mit dem Patienten hatten, gemäß dem bestehenden Hygieneplan zu desinfizieren.

3.5.2 Einmalartikel sind entsprechend sachgerecht zu entsorgen. Wäsche, Bezüge und Abdeckungen sind auszuwechseln.

3.5.3 Alle waagerechten Oberflächen des Fahrtzeuginnenraumes sind mit einem DGHM-gelisteten Mittel zur Flächendesinfektion gemäß angegebener Konzentration und Einwirkzeit einer Scheuer-Wischdesinfektion zu unterziehen.

3.5.4 Danach ist vom Einsatzpersonal eine hygienische Händedesinfektion durchzuführen.

3.6 Weitere Maßnahmen

3.6.1 Das Einsatzfahrzeug (einschliesslich dessen Innenausstattung) sowie das Rettungsdienst-/Krankentransportpersonal ist danach wieder uneingeschränkt einsetzbar.


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