Staphylococcus aureus ist sowohl
innerhalb als auch außerhalb des Krankenhauses ein sehr häufiger Erreger von
bakteriellen Infektionen. Der natürliche Standort von Staphylococcus aureus ist
die Haut und die Schleimhaut von Mensch und Tier. Etwa 30 bis 40 % aller
Menschen sind ständig oder vorübergehend mit Staphylococcus aureus besiedelt,
vorwiegend im Nasen- und Rachenraum. Der Anteil besiedelter Mitarbeiter in
medizinischen Einrichtungen wird auf ca. 70 % geschätzt. Diese Besiedlung hat
keinen Krankheitswert. Medizinisches Personal erkrankt nicht häufiger an
Staphylococcus aureus als andere Menschen.
In der Regel geht eine
Staphylococcus aureus-Infektion von der eigenen besiedelten Haut oder
Schleimhaut des Betroffenen aus. Insbesondere in Krankenhäusern und
Pflegeeinrichtungen werden jedoch 10 bis 20 % der Staphylococcus
aureus-Infektionen von außen übertragen, vorwiegend über kontaminierte Hände des
pflegerischen oder ärztlichen Personals.
Staphylococcus
aureus-Infektionen sind in der Regel gut behandelbar, für die antibakterielle
Therapie stehen eine ganze Reihe wirksamer Antibiotika zur Verfügung. Seit ca.
1970 haben einige Staphylokokkenstämme Resistenzen gegen Antibiotika entwickelt,
die üblicherweise bei Staphylokokkeninfektionen eingesetzt werden, und zwar
gegen penicillinasefeste Penicilline wie Oxacillin bzw. Methicillin. Diese
Stämme werden Oxacillin- bzw. Methicillin-resistente Staphylococcus aureus
genannt (ORSA/MRSA).
Die krankmachenden Eigenschaften von MRSA
unterscheiden sich nicht von denen der Antibiotika-empfindlichen Staphylokokken.
Wenn klinische Infektionen mit MRSA auftreten, können diese jedoch nicht mit
Betalactam-Antibiotika (Penicilline, incl. Staphylokokken-Penicilline,
Cephalosporine und Carbapeneme) behandelt werden. Zudem sind viele MRSA-Stämme
mehrfach resistent gegen nahezu alle auf Staphylokokken wirksame Antibiotika. So
müssen sie mit Antibiotika behandelt werden, die 1) nur i. v. verabreicht werden
können, 2) mehr Nebenwirkungen haben und 3) sehr teuer sind. U. a. stehen
Vancomycin und Teicoplanin für die Therapie von MRSA-Infektionen zur Verfügung.
Wie schon dargelegt, unterscheiden sich MRSA in ihren krankmachenden
Eigenschaften nicht von anderen Staphylococcus aureus-Stämmen. Einige
MRSA-Stämme haben jedoch die Eigenschaft, sich unter den besonderen
Gegebenheiten des Krankenhauses schnell auszubreiten. Dadurch kann es zu
Ausbrüchen von MRSA-Infektionen in diesen oder auch anderen medizinischen
Einrichtungen kommen. Auch eine Besiedlung von Haut und Schleimhäuten mit MRSA
ist möglich, ohne daß es dadurch beim Personal häufiger zu Infektionen als mit
Antibiotikaempfindlichen Staphylokokken kommt. Die Anzahl MRSA-infizierter bzw.
-besiedelter Patienten in Krankenhäusern ist regional unterschiedlich. Um die
Zahl gering zu halten, werden in Krankenhäusern strenge Isolierungs- und
Behandlungsmaßnahmen durchgeführt. Patienten, bei denen keine Hinweise auf eine
systemische Infektion mit MRSA vorliegen und die nicht aus anderen Gründen im
Krankenhaus behandelt werden müssen, sollen und können baldmöglichst aus dem
Krankenhaus entlassen werden und im häuslichen, ambulanten oder in anderen
institutionalisierten Lebensbereichen weiter betreut werden. Häufig sind diese
Patienten mit MRSA in unterschiedlichen Körperregionen
(Nase, Rachen,
Perianalbereich, Hautläsionen) besiedelt oder lokal begrenzt infiziert. Dies
betrifft insbesondere Patienten, die häufig und lange Antibiotika erhalten
haben.
Von Personen, die mit MRSA
infiziert bzw. besiedelt sind, geht keine Gefahr für die Allgemeinbevölkerung
aus. Für gesunde Kontaktpersonen besteht kein Risiko, da sich diese Erreger
außerhalb des Krankenhauses nicht ausbreiten (Ausnahme: Kontaktpersonen mit
ekzematöser Haut oder offenen Wunden).
Die Einsatzkräfte von Rettungs-
und Krankentransportdiensten sind beim Transport von
MRSA-besiedelten/infizierten Patienten nicht stärker infektionsgefährdet als
beim Transport anderer Patienten, wenn die Grundregeln der Hygiene eingehalten
werden. Diese betreffen:
Allgemeine Maßnahmen
Information über MRSA-Trägerschaft
Patientenvorbereitung und Transport
Allgemeine Hygienemaßnahmen
Desinfektion, Materialentsorgung
Weitere Maßnahmen
Es hat sich bewährt, die empfohlenen
hygienischen Maßnahmen in einem eigenen "Hygieneplan MRSA" zusammenzufassen. Die
dort aufgeführten Basismaßnahmen sollen von allen eingehalten werden, im
Einzelfall müssen sie vor Ort der Situation angepasst werden.
Die
Effektivität aller im Zusammenhang mit MRSA zu treffenden Maßnahmen ist ganz
entscheidend davon abhängig, dass Wissen und Information über die Problematik
MRSA vorhanden ist und dass von allen die hygienische Disziplin im Umgang mit
MRSA-positiven Patienten an erste Stelle gestellt wird.
3.1.1 Alle Einsatzkräfte müssen über MRSA
informiert sein.
3.1.2 Nur eingewiesenes, informiertes Einsatzpersonal
soll MRSA-positive Patienten transportieren und betreuen.
3.2. Information über MRSA-Trägerschaft
3.2.1 Das
Einsatzpersonal ist rechtzeitig vorab von den behandelnden Ärztinnen/Ärzten bzw.
vom Krankenhaus über die MRSA-Besiedlung/Infektion des Patienten zu informieren.
3.3 Patientenvorbereitung und Transport
3.3.1 Der Patient sollte für den Transport vorbereitet sein:
Der Patient trägt frische Körperwäsche.
Hautläsionen und Wunden sind frisch verbunden und abgedeckt.
Bei Besiedlung der Atemwege trägt der Patient einen Mund-Nasenschutz.
Vor dem Transport führt der Patient eine hygienische Händedesinfektion
durch.
3.3.2 Der Transport sollte möglichst als Einzeltransport mit
frischer Bettwäsche oder Abdeckung durchgeführt werden.
3.4 Allgemeine Hygienemaßnahmen
3.4.1 Bei allen
Versorgungsmaßnahmen mit direktem Patientenkontakt, wie z. B. beim aktiven
Umlagern, werden vom Einsatzpersonal Einmalhandschuhe und Schutzkittel getragen.
3.4.2 Bei intubierten/tracheotomierten oder maschinell beatmeten
Patienten mit MRSA legt das Einsatzpersonal beim endotrachealen Absaugen einen
Mund-Nasenschutz an. Sofern ein Verbandswechsel durchgeführt werden muß, ist
personalseitig ebenfalls ein Mund-Nasenschutz zu tragen.
3.4.3
Einmalhandschuhe, Schutzkittel und Mund-Nasenschutz sind nach dem Gebrauch
sachgerecht zu entsorgen. Nach dem Ablegen ist sofort eine hygienische
Händedesinfektion durchzuführen. Waschbare Schutzkittel können nach dem Gebrauch
maschinell bei Temperaturen über 60°C aufbereitet werden.
3.4.4 Hat das
Einsatzpersonal keinen direkten Patientenkontakt, ist das Tragen von
Einmalhandschuhen, Schutzkitteln und Mund-Nasenschutz nicht erforderlich.
3.5 Desinfektion, Materialentsorgung
3.5.1 Nach Abschluß des Patiententransportes sind alle Materialien,
Geräte, Instrumente und Flächen, welche direkten Kontakt mit dem Patienten
hatten, gemäß dem bestehenden Hygieneplan zu desinfizieren.
3.5.2
Einmalartikel sind entsprechend sachgerecht zu entsorgen. Wäsche, Bezüge und
Abdeckungen sind auszuwechseln.
3.5.3 Alle waagerechten Oberflächen des
Fahrtzeuginnenraumes sind mit einem DGHM-gelisteten Mittel zur
Flächendesinfektion gemäß angegebener Konzentration und Einwirkzeit einer
Scheuer-Wischdesinfektion zu unterziehen.
3.5.4 Danach ist vom
Einsatzpersonal eine hygienische Händedesinfektion durchzuführen.
3.6 Weitere Maßnahmen
3.6.1 Das Einsatzfahrzeug
(einschliesslich dessen Innenausstattung) sowie das
Rettungsdienst-/Krankentransportpersonal ist danach wieder uneingeschränkt
einsetzbar.